Wie Du über Deinen Körper an neue Denkwege kommst.

Liebe Sabine, dein Motto ist „Deine Haltung ist Dein Erfolg“, was meinst du denn eigentlich mit der Haltung. Gibt es unterschiedliche Haltungen oder ist damit eine spezifische gemeint?

Bei mir geht es immer um den Zusammenhang zwischen der inneren und der äußeren Haltung. Die äußere, anatomische Haltung wird häufig vergessen. Wenn ich in der Aufrichtung bin, dann sind mir andere Dinge möglich, als wenn ich zusammengeklappt sitze und meine Umwelt gar nicht so gut wahrnehmen kann.

Ich bin ja Alexander Technik Lehrerin und da geht’s darum, die überflüssige Anspannung los zu lassen, damit der Körper nur die Spannung aufbaut und benutzt, die ich brauche, um die Aktivität, die ich gerade machen möchte, auszuführen.

Ein Beispiel: Beim Aufstehen haben viele Leute die Angewohnheit, dass sie die Nackenmuskeln anziehen. Die haben aber mit dem eigentlichen Aufstehprozess gar nichts zu tun. Das ist eine Gewohnheit, die sich für mich normal anfühlt, die auf Dauer aber zu Verspannungen im Nackenbereich und damit einhergehenden Rückenschmerzen führen kann.

Also sind es die Bewegungsabläufe, also die äußere Haltung, die auch Einfluss auf die innere Haltung haben kann?

Genau, wenn ich nämlich lange in so einer zusammengezogenen Position sitze, dann hat das sogar Auswirkungen auf unsere Herztätigkeit, auf unseren Atem, auf unsere Peristaltik und damit auf unsere Verdauung. Und wenn unser gesamtes System - sprich auch unser Gehirn - durch diese Einschränkung nicht mehr so gut versorgt wird, dann hat es natürlich auch langfristig Auswirkungen auf unser Denken. Das ist die eine Sache.

Die andere Sache: Dass unser Körper natürlich mit einer bestimmten äußeren Haltung auch einen emotionalen Zustand verknüpft. Das heißt ich kann nicht zusammengesunken sitzen und denken „ich bin echt ein guter Typ“ und ich kann auch nicht strahlend aufgerichtet sitzen und denken „die Welt ist schrecklich“.

Was für Hauptanliegen haben die Menschen, die zu dir kommen, wenn es dann darum geht, diese Haltung anzugucken?

Die Leute kommen dann, wenn sie entweder schon die Schmerzen haben - Rückenschmerzen/ Nackenschmerzen - oder sie kommen, wenn sie sich z.B. aufgrund eines Unfalls eine Schonhaltung angewöhnt haben und wieder lernen wollen, sich gut zu bewegen.

Der mentale Ansatz „ich komme, weil ich gestresst bin“ ist eher selten, da dort nicht die Erwartungshaltung vorhanden ist, über den Körper zu arbeiten. Aber die Wirkung darauf ist hinterher immer großartig. Denn bei Stress zu lernen Stopp zu sagen, durchzuatmen, Schultern zu lockern, Nacken frei zu lassen und dann zu überlegen wie ich mit der Situation weiter umgehe, ist für viele Menschen ein ungewohntes Verhalten.

Darüber hinaus kommen auch Menschen, die Ihre Wirkung verbessern möchten – entweder bei Präsentationen, vor der Kamera oder in schwierigen Gesprächssituationen.

In welchem Kontext kommen Menschen zu dir? Sind das private Situationen oder geht’s da meistens um die beruflichen Situationen?

Das ist gemischt. Oft kommen Leute aus beruflichem Kontext zu mir. Aber die Gewohnheiten, die ein Mensch hat, erstecken sich natürlich über alle Lebensbereiche. Das ist nicht zu trennen.

Kannst du noch mal zusammenfassen, mit welchen Werkzeugen, du da arbeitest?

Die Werkzeuge, mit denen ich arbeite, sind immer lösungsorientiert. Ich mag nicht lange in Problemen rumgraben, sondern mit den Menschen daran arbeiten, dass sie im hier und jetzt schnell in eine lösungsorientierte Handlung kommen.

Bei der Alexander Technik – benannt nach dem Begründer Frederick Matthias Alexander - geht es um den Zusammenhang von unseren Gedanken mit unseren Bewegungen.

Ich kann bei den Gedanken ansetzen und hinterfragen, ob diese sinnvoll sind. Ich kann aber auch beim Körper, der Bewegung und der Körperlandkarte ansetzen und erst mal dem Körper eine neue Ausrichtung anbieten. Es geht um Wahrnehmung: Das Unbewusste ins Bewusste zu holen.

Das ist dann schon die Verbindung zu einer der anderen Methode, mit der ich arbeite, dem Züricher Ressourcen Modell. Es geht dabei darum, zunächst über Bilder Assoziationen zu finden für eine gewünschte Richtung. Und ich muss gar nicht wissen, warum ich diese Assoziation gerade habe. Wenn ich mir das Bild aber angucke und die Assoziation niederschreibe, kann ich daraus ein Motto-Ziel oder Begeisterungsziel, formulieren. So etwas wie: „Ich erlaube mir eine Auszeit und darf etwas wachsen lassen“. Das ist kein SMARTes Ziel anhand einer konkreten Situation, sondern eine innere Haltung, die mich begeistert. Mein Bild ist der Leuchtturm (Zeigt ihre Leuchtturmtasse 😊)

Im nächsten Schritt schauen wir - was verkörpert dieses Motto für mich? Und wie komme ich da hin?  Aus diesem Pfad, den ich jetzt ein bisschen platt getreten habe, baue ich eine neue Datenautobahn in meinem Nervensystem und in meinem Gehirn, sodass diese neue Ausrichtung kraftvoll wirken kann.

Jetzt habe ich mein Bild und meine Vision und daraus möchte jetzt diese neuronale Autobahn erstellen. Wie wird das gemacht?

Es braucht neben dem ausformulierten Motto-Ziel Erinnerungsfunktionen im Alltag. Zum Beispiel eine Farbe oder ein vom Bild übernommenes Motiv. Das Bild, das ich mir ausgesucht habe, kann ich zum Beispiel an den Kühlschrank oder als Hintergrundbild auf den PC packen.

Im zweiten Schritt kommen wir zur Verkörperung des Motto-Ziels. Unser Körper macht aus dem Motto-Ziel eine Bewegung. Jeder Körper macht daraus etwas anderes. Also Beispiel: Wenn ich sage „Ich erlaube mir eine Auszeit“, dann gehen die Menschen vielleicht bei „ich erlaube“ in die Weite mit den Händen und legen bei „mir“ die Hände auf das Herz.

Wenn ich diese Bewegung immer mal wieder gemacht habe, kann ich aus der großen Bewegung eine Mikrobewegung machen, die ich in meinem Alltag als Erinnerung verankern kann. Wenn ich in eine schwierige Situation komme und sitze aber gerade in dem Meeting und irgendjemand will mir meinen Raum nehmen, dann gehe ich mit der Hand aufs Herz – stört keinen, interessiert keinen. Ich merke dann wie die neuronale Verknüpfung, die ich vorher gelegt habe, wirkt und ich damit schneller wieder aus meinem Stressmuster rauskomme.

Was verändert sich bei den meisten Menschen, die das dann durchgeführt haben?

Erstens sie fühlen sich freier. Weil sie merken, dass sie eine Wahlmöglichkeit haben und nicht ausgeliefert sind.

Und zweitens kommen viele raus aus dieser „ich weiß eigentlich gar nicht wo ich hin will“-Haltung. Wer weiß, was ihm oder ihr eigentlich gefehlt hat, kommt eher in die Haltung von „Wer will, der findet Wege“, anstatt „Wer nicht will, findet Gründe“.

Eine weg-von-Motivation ist oft der Wunsch, weg vom Leidensdruck zu kommen und ist mit Disziplin verknüpft.

Eine Hin-zu-Motivation ist „ich weiß noch nicht, wie ich das hinkriege, aber ich find’s geil und irgendwie schaffe ich das“ Und ich möchte mit den Leuten ihre Hin-zu-Motivation erarbeiten.

Hast du sonst noch etwas, das du über dich erzählen möchtest oder über deine Arbeit und was du den Menschen mitgeben möchtest?

Ja, das, was mich ausmacht, ist vor allem, dass ich eine Navigatorin bin zwischen den Business Themen, in denen ich sehr stark unterwegs bin, und den wirklich tiefen Herzensthemen.

Ich erkenne sehr schnell anhand der Sprach-, Bewegungs- und Denkmustern bei Menschen, wo sie sich möglicherweise selber im Weg stehen und in welcher Falle sie sich gerade befinden. Manchmal ist es die Alltagsfalle, manchmal ist es die Sehnsuchtsfalle, manchmal ist es eine Konfrontationsfalle.

Der Weg aus der Falle geht immer über einen Blickpunkt von außen. Wenn ich mich in der Falle befinde ist diese ja sehr vertraut, sehr stabil und die meisten Menschen versuchen mehr vom Gleichen. Mit mehr vom Gleichen komme ich aber nicht raus.

Flucht funktioniert auch in der Regel nicht. Das heißt das, was ich brauche, ist ein Wandlungsblick: An welcher Stelle kann ich etwas wandeln in eine für mich bessere Form? Und das ist das, wo ich über alle Sinne (Sehen, hören, fühlen und manchmal sogar riechen/schmecken) mit den Menschen arbeite und gleichzeitig auch dem Kopf neues Futter gebe. Denn das Gehirn will ja auch verstehen, was da los ist.

Vielen lieben Dank Sabine

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